9 - Lesen im Archiv der Bäume - Jahresringforschung in der Mongolei und in Kanada [ID:1721]
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Ja, meine Damen und Herren, Lesen im Archiv der Bäume bedeutet, dass wir die Informationen,

die in den Jaringen gespeichert sind, im Holz der Bäume also gespeichert sind, dass wir

diese Informationen versuchen zu heben und für eine Interpretation nützlich zu machen.

Der Umfang dieses Archivs der Bäume hängt von der Lebensdauer eines Baumes ab. Viele Bäume

können ein Alter bis zu 100 oder 500 Jahren erreichen. Einige Baumarten wie etwa der Mammutbaum

oder die nordamerikanische Granenkiefer können jedoch mehr als 2000, manchmal sogar bis 4000

Jahre alt werden. Das heißt, das Archiv der Bäume reicht also unterschiedlich weit zurück,

je nachdem in welchem Gebiet, in welcher Region wir uns befinden und mit welcher Baumart wir uns

beschäftigen, die uns dann diese Möglichkeiten des Erschließens bietet. Versteht man in diesem

Archiv zu lesen, so erschließen sich Hinweise auf die Umwelteinflüsse, unter denen die Bäume

gelebt haben und die einzelnen Jaringe in der Vergangenheit gebildet wurden. Ich werde in meinem

Vortrag zeigen, wie man sich dieses Jaringarchiv erschließt und welche Arten von Informationen

man herauslesen und interpretieren kann. Dazu werde ich einige Beispiele aus unseren Forschungen in

Kanada und in der Mongolei vorstellen. Welche Informationen nutzen wir dabei? Wir nutzen zunächst

die Informationen, die in einem einzelnen Jaring verborgen ist. Wir nutzen aber in erster Linie auch

die Jaringabfolge, die sich aus dem Wechsel von breiten und schmalen Jaringen ergibt. Wir benutzen

zusätzlich die Anatomie eines einzelnen Jaringes, um besondere Ereignisse, die die Umwelteinflüsse

bewirkt haben, interpretieren und verstehen zu können. Betrachten wir zunächst den Aufbau

einer Stammscheibe, sprich also den Querschnitt eines Baumes. Die Wachstumsprozesse der Bäume sind

durch den Wechsel von Aktivitäts- und Ruhephasen gekennzeichnet und anhand der mehr oder weniger

konzentrischen Ringe gekennzeichnet. Im Bild ist der Stammquerschnitt eines tropischen Baumes zu

sehen, der im gleichbleibenden Klima der warmfeuchten Tropen praktisch das ganze Jahr über wachsen kann.

Aber auch bei diesen tropischen Bäumen findet ein Wechsel zwischen Ruhe- und Aktivitätsphasen statt,

nur dass dieser Wechsel nicht von äußeren Einflüssen, sondern im Wesentlichen vom inneren

Rhythmus der Bäume gesteuert wird. Unter diesen Bedingungen entstehen unscharfe Zuwachsringe,

die zum Teil länger oder kürzer als ein Kalenderjahr sein können. Ganz im Gegensatz dazu

stehen Bäume aus den außer tropischen Klimaten, deren Wachstum im Wesentlichen durch

den Wechsel der Jahreszeiten geprägt ist. Wir haben also in unseren Klimaten mit

Jahreszeitenklima die Vegetationsperiode, in der die Wachstumsphase zwischen Frühjahr und Herbst

stattfindet und wir haben dann die Ruhephase, die überwiegend im Winter stattfindet. Durch

diesen strengen Wechsel der Jahreszeiten kommt es in der Tat zu einer echten Ausbildung eines

Jahrringes, sodass also wir, wenn wir die Jahrringe zählen, wie es auf dieser Stammscheibe hier im

Bilde möglich ist, wir auch gleichzeitig das Alter dieses Baumes oder dieser Scheibe haben,

sodass wir also mit der Möglichkeit der echten Jahrringe die Möglichkeit einer absoluten

jahresgenauen Datierung haben. Das ist mit den tropischen Hölzern nicht möglich.

Jeder Jahrring ist aufgebaut durch das sogenannte Frühholz und das Spätholz. Das Frühholz wird im

Frühjahr gebildet, hat große, weite, dünnwandige Zellen und diese im Laufe des Sommers bis hin zum

Herbst, mit Ende der Vegetationsperiode, werden diese Zellen immer kleiner und immer dickwandiger,

bis sie schließlich an der Jahrringgrenze besonders dünn und dickwandig sind und im

Kontrast zum nächstfolgenden Frühholz genau diese Jahrringgrenze sehr gut markieren.

Im ersten Bild war das Laubholz zu sehen, im zweiten Bild ein Dünnschnitt durch Nadelholz,

wo man den Aufbau des Jahrringes eigentlich viel deutlicher sehen kann, wo der Wechsel vom

großlumigen Frühholz zum kleinlumigen Spätholz sehr viel deutlicher ist und wo vor allen Dingen dann

auch die Schärfe der Jahrringgrenzen besonders gut ausgeprägt ist. Die Wissenschaft von den

Jahrringen teilt sich auf in zwei Teildisziplinen. Die eine ist die Dendrochronologie, die andere

Dendroökologie. Die Dendrochronologie befasst sich im Wesentlichen mit den Methoden der absoluten

Datierung. Sie wird eingesetzt zum Beispiel in der Archäologie zur Datierung von Bauhölzern in

Bauwerken. Sie wird aber auch eingesetzt in der Forstwissenschaft, wo wir mit Hilfe der absoluten

Altersdatierung das Alter eines Baumes, das Alter eines Bestandes und ganz nebenbei auch noch die

Zuwachsraten eines Baumes ermitteln können. In der Dendroökologie geht es im Wesentlichen um

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Uwe Treter Prof. Dr. Uwe Treter

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:29:13 Min

Aufnahmedatum

2001-06-21

Hochgeladen am

2018-05-02 15:14:18

Sprache

de-DE

Tags

Bäume Collegium Alexandrinum Jahresringforschung Archiv Treter Mongolei Kanada
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